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Das Dekameron
Der Dekameron - Ausgabe des Patmos Verlages Das Dekameron - Ausgabe des Patmos Verlages Il Decamerone, 1348-1353.
Von Giovanni Boccaccio.

«Hier beginnt das Buch, genannt Dekameron, beigenannt der Erzkuppler, worin hundert Geschichten enthalten sind, die von sieben Damen und drei jungen Männern erzählt werden.»

Der Inhalt

Il Decamerone (vom griechischen deka=zehn und hemera=Tag, also Zehntagebuch) erzählt bekanntlich, dass im Jahre 1348, als die Pest in Florenz schrecklich wütete, eines Dienstags sich in der Kirche di Santa Maria Novelli sieben junge, edelgeborene und befreundete Damen zwischen 18 und 28 Jahren durch einen Zufall trafen. Die älteste, Pampinea, macht den Vorschlag, gemeinsam die Stadt des Todes zu fliehen und sich auf ein Landgut zu begeben. Während sie noch beraten, finden sich drei junge Männer in der Kirche ein, von denen jeder in eins der Mädchen verliebt ist, und alle zehn begeben sich nun mit ihrer Dienerschaft nach einem zwei Meilen von Florenz gelegenen Schlösschen, wo sie fröhlich und geschwisterlich einige Zeit verbringen. An jedem Tag wird ein anderer der Gesellschaft zum König gewählt und hat für das Wohlbehagen und die Unterhaltung der übrigen zu sorgen. Pampinea als Königin des ersten Tages bestimmt, dass nachmittags Geschichten erzählt würden, und zwar sollte jeder der Zehn über den Stoff sprechen, der ihm am meisten zusagte. Am zweiten Tag, unter Philomenens Regierung, wird das Thema aufgegeben, von Leuten zu berichten, die nach verschiedenem Unheil am Ende doch an ein glückliches Ziel kommen. Am dritten Tag verlangt die Königin Neiphile Erzählungen des Inhalts, wie einer durch Scharfsinn ein ersehntes Ziel erreichte oder etwas verlorenes zurückgewann. Am vierten Tage wird unter Philostratus' Regierung von Liebe gesprochen, die unglücklich, am fünften unter der Königin Fiammetta von Liebe, die nach mancherlei Widerwärtigkeiten doch glücklich endete. Am sechsten Tage stellt Elise die Aufgabe, Beispiele beizubringen, wie leichtfertig Geneckte durch schnelle und witzige Antwort der Gefahr und dem Spott entgingen. Am siebenten Tage, unter König Dioneus, werden Streiche erzählt, welche Frauen ihren Männern, am achten, unter Laurettas Zepter, Streiche, die sich Eheleute oder anderen Personen gegenseitig spielten. Am neunten Tage erlaubt Königin Emilia jedem zu berichten, was ihm eben behagt, und am zehnten, unter Pamphilus' Regierung, muss jeder Beispiele von Edelmut und Hochsinnigkeit beibringen. Damit schließt dann das Buch "Il Decamerone, beigennant der Erz-Kuppler", so dass es also genau 100 Geschichten enthält.
Satan, der gefallene Engel
Frühe Ausgabe der Canterbury Tales
Ähnlich geschmückt waren die ersten Ausgaben des Decamerone
Von diesen 100 Geschichten hat Boccaccio nur die allerwenigsten erfunden; die Stoffe der meisten stammen aus arabischen, indischen, persischen, altfranzösischen und sonstigen Quellen. Aber Boccaccio gab ihnen erst literarische Form, lokalisierte sie und erzählte sie mit einer Lebendigkeit, Anschaulichkeit und in einer Sprache, die das berühmte Muster italienischer Prosa ward. In Bau und Bildung der Perioden folgte er dabei dem bewunderten Vorbild der Alten, insbesondere Ciceros. Vielleicht hielt er sich zu sehr an dies große Muster:

seine Perioden sind etwas weitläufig, aber in aller Fülle doch von schöner Klarheit, während bei seinen Nachahmern mehr und mehr das Künstliche dieses Stiles zum Vorschein kommt. Es wird bei Boccaccio selbst minder auffällig durch die große Frische des Wortes, das der Mund dese Volkes, die Gassen von Florenz ihm gaben. Am bekanntesten von den Geschichten des Decamerone ward durch Lessings Nathan den Weisen wohl jene von den drei Ringen, die als dritte Novelle des ersten Tages von Philomena erzählt wird. Weit berühmt ist auch jene von dem armen Adeligen, der seinen einzigen Falken opfert, um der Geliebten eine Mahlzeit vorsetzen zu können. Eine andere, die letzte Erzählung des ganzen Werkes, behandelt den Griselda-Stoff, der seitdem von Dichtern aller Länder und Zeiten, zuletzt (1909) von Gerhart Hauptmann, aufgenommen ward. Und wer hat noch nicht über den Bruder Zippolla gelacht, der den Gläubigen eine Feder des Engels Gabriel vorzeigen will und der sich so wundervoll herausredet, als er in seinem Kästchen statt der Feder ein paar Kohlen findet? Witziger noch ist der Koch, der seiner Geliebten eine Keule von dem gebratenen Kranich abschneidet, seinem Herrn erzählt, dass Kraniche nur eine Keule und ein Bein besitzen und zum Beweise dessen bei einem Spazierritt auf die Vögel, die nach ihrer Art auf einem Fuße stehen, hinweist. Der Herr aber schreit Ho! Ho!, dass die Kraniche erschreckt auch das andere Bein herunterlassen und entfliehen. «Nun, Spitzbube?» fragt er dann zornig. «Ja,» sagt der Koch, «hättet Ihr den von gestern abend auch so angeschrieen, hätte auch er die andere Keule noch herausgestreck!» Am witzigsten und gelungensten sind jedoch jene Schwänke, die ins sexuelle Gebiet abschweifen. Die derbe Komik, die darin regiert, ja, die nun einmal nicht wegzuleugnende Obszönität der Stoffe wird durch die Form etwas geadelt; Boccaccio ist niemals wählerisch in der Situation, im Thema, aber stets im Worte. Er selbst hat sich am Schlusse seines Werkes auf gute Art gegen den Vorwurf der Unsittlichkeit verteidigt, und wenn der saftigen Stücklein, wie sie besonders Dioneus erzählt, auch reichlich viel sind, so ist nicht nur das Schlimmste davon auf das Konto der Zeit zu setzen, sondern es bleibt auch bestehen, dass Boccaccios ganz auf das Konkrete gerichtete Natur, sein Mutwille, seine Grazie nirgends mehr triumphieren, als in diesen etas lasziven Novellen, so dass, wenn man sie entfernen wollte, ein großer Teil des Besten, was er geschrieben hat, verschwinden würde. Stärker noch als gegen die Obszönität einiger Stücke hat sich der Unwille vieler gegen den Hohn und Spott gerichtet, mit dem der Decamerone die Mönche und Nonnen, die hohe und niedere Geistlichkeit, das ganze versumpfte Priestertum des 14. Jahrhunderts überschüttet.
Dante donnert gegen das Papsttum; Boccaccio macht die Kleriker lächerlich. Alle pikanten Histörchen sind fast Geistlichen in die Schuhe geschoben. Kein Wunder, dass das Zehntagewerk auf den Index kam, dass Savonarola alle Exemplare, die er erlangen konnte, verbrannte. Es hat nichts genützt; der Decamerone hat die Jahrhunderte überlebt, und wie sich Millionen an ihm ergötzten, so haben Maler und Dichter - voran Shakespeare - immer wieder aus seinem Reichtum an mannigfaltigen Stoffen geschöpft. Der Palazzo Vecchio in Florenz
Der Palazzo Vecchio in Florenz
(aus der Zeit des Decamerone)

Aus: "Geschichte der Weltiteratur" von Carl Busse.

Der Verfasser

Giovanni Boccaccio, nach einem zeitgenössischen Stich
Giovanni Boccaccio
nach einem zeitgenössischen Stich
Boccaccios Vater war im Städtchen Certaldo geboren und lebte in Florenz als Kaufmann - ein kluger, praktischer, etwas leichtfertiger, gleichermaßen auf Vorteil und Vergnügen bedachter Mensch. Zur Leitung der Filiale eines Florentiner Bankgeschäfts ward er nach Paris geschickt, wo er unter der Vorspiegelung, dass er ein Edelmann sei, und mit der Zusischerung baldiger Heirat einer jungen vornehmen Witwe den Kopf verdrehte.
Die Französin gebar ihm 1313 einen Knaben, doch der wenig darüber erfreute Vater verließ Paris heimlich und nahm das Kind erst nach dem Tode der Mutter zu sich nach Florenz.

Als Giovanni 13 Jahre alt war, kam er in die Lehre zu einem Geldwechsler, aber nach sechsjähriger kaufmännischer Tätigkeit erlangte er die Erlaubnis, in Neapel, in dem er sich eben befand, zum Studium überzugehen, und zwar zum Studium des kanonischen Rechtes. Doch in der üppigen Stadt scheint sich der Jüngling mehr in das Studium der Liebe und der ihn umgebenden menschlichen Leidenschaften vertieft, als kühle Weisheit gekostet zu haben, und als er Ostern 1334 in einer Kirche Neapels eine Frau sah, die sein Herz sofort in Flammen versetzte, war es mit dem Studium erst recht vorbei. Als Fiammetta hat Boccaccio diese Frau poetisch verherrlicht; in der Tat war sie eine natürliche Tochter König Roberts von Neapel, Donna Maria, die Gattin eines vornehmen Edelmannes. Sie fand eine Zeitlang an dem jungen Florentiner Gefallen und ward seine Geliebte. «So genoss,» sagt Hermann Hesse, «wie in der schönsten Abenteuernovelle der Bastard eines kleinen Kaufmannes die Tochter eines großen Königs.» Das kanonische Recht ward nun ganz beiseite gestellt; Giovanni las mit Begeisterung die Alten und schrieb selber, vielleicht für seine Geliebte, viele Romane und Gedichte. Von 1341-1344 war er wieder in Florenz, dann kehrte er nach Neapel zurück, wo Donna Maria, die dem jungen Dichter aber wahrscheinlich längst den Laufpass gegeben hatte, an der Pest starb. Der Tod des Vaters rief ihn 1348 endgültig nach Florenz zurück. Er widmete sich dort ernsten Studien, lernte das Griechische, ließ auf seine Kosten das erste vollständige Manuskript des Homer nach Florenz kommen, übernahm im Dienste der Stadt mehrmals Gesandtschaften, wurde der erste Kommentator der Göttlichen Komödie Dantes, den er außerordentlich verehrte und dessen Leben er auch beschrieb, und befreundete sich innig mit Petrarca. Diese beiden, der Dichter der Laura-Sonette und der Dichter des Decamerone, sind die eigentlichen Väter der italienischen Renaissance. Zuletzt ging es dem einst so frischen und fröhlichen Giovanni Boccaccio schlecht.
Er ließ sich von einem Mönch bekehren, verdammte seine besten Werke als schlimme Verirrungen und geriet in Vermögensverfall, so dass Petrarca ihm in seinem Testament 50 Goldgulden zu einem warmen Winterkleid vermachte. Krankheitshalber musste er Anfang 1374 seine öffentlichen Vorlesungen über die Göttliche Komödie einstellen, zog sich im Herbst nach Certaldo, dem Geburtsort seines Vaters, zurück und starb dort, 62 Jahre alt, am 21. Dezember 1375. Portrait von Boccaccios Freund Petrarca
Boccaccios Freund Francesco Petrarca, nach der Zeichnung von Cosimo Fioravanti
gestochen von Allegrini

Aus: "Geschichte der Weltliteratur" von Carl Busse.

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«Das Decamerone bleibt das einsame Meisterwerk, das als "comedia umana" neben der Divina Comedia steht, das erste große Prosawerk der italienischen Sprache, das treffend gezeichnete, noch heute gültige Bild der vielfältigen Lebensäußerungen und Verhaltensweisen des Menschen, ein historisch-literarischer Mahnstein seiner geistigen Entwicklungsgeschichte. »
Aus: Kindlers Literatur Lexikon

Zu lesen

Deutsche Ausgabe
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Der Bayrische Dekameron von Oskar Maria Graf


Zu Hören


Novellen aus dem Dekameron als Hörbuch auf 6 CDs



Zehn Geschichten auf 2 CDs, gesprochen u.a. von Desire Nosbusch und Witta Pohl.



Vier Geschichten aus dem Dekameron als Hörbuch auf einer CD



Der Bayrische Dekameron von Oskar Maria Graf auf CD



Zum Verstehen



Buch von Hermann Hesse über Boccaccio


Im Internet

Das Dekameron im Volltext auf Italienisch

Das Dekameron im Volltext auf Englisch

Decameron-Web: Ausgiebige englische Site.


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